Der Bio-Rocco wird noch grüner: Beim nächsten Rennen startet das Bioconcept-Car von Four Motors mit einer Heckklappe aus Hanf und Flachs. Damit setzen die grünen Pioniere einen weiteren Meilenstein auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit im Motorsport. Wie aus Pflanzenfasern eine Rennkarosserie wird und wie das grüne Kleid des Rocco weiter wächst, erklärt Prof. Hans-Josef Endres.
Wie verwandeln sich Flachs und Hanf in eine Heckklappe?
Das Prinzip ist eigentlich einfach: Matten aus Flachs- und Hanffasern werden in eine Form gelegt, unter Vakuum mit Harz getränkt und härten dann aus.
Klingt fast zu einfach?
Na ja, es kommt eben auf Details an. Zum Beispiel haben wir für die Heckklappe die Art des Gewebes, also wie die einzelnen Pflanzenfasern zu einer Matte miteinander verwoben werden, entscheidend optimiert, so dass sie sich gut in die Form schmiegen, wir eine größere Festigkeit erreichen und das Material trotzdem möglichst leicht ist. Denn weniger Gewicht bedeutet Kraftstoffersparnis. Außerdem muss man die ideale Kombination von Harz und Fasern finden, damit das Gewebe auch genügend Harz aufnimmt.
Aus was besteht das Harz?
In dieser Phase des Projekts ist es noch erdölbasiert, weil wir uns auf die Optimierung der Fasern und der Webtechnik konzentrieren, aber im nächsten Schritt wollen wir es durch ein Harz aus Lein- oder Sonnenblumenöl ersetzen.
Ist das auch etwas für die Massenproduktion?
Wir arbeiten mit den gleichen Verfahren und Techniken wie in der Serienfertigung. Es geht ja schließlich nicht darum, Einzelstücke zu basteln, sondern wir leisten echte Pionierarbeit für die nachhaltige Zukunft des Automobilbaus.
Und irgendwann landet die Hecklappe dann auf dem Kompost?
Nein, das nicht. Wäre dieser Biowerkstoff kompostierbar, würde er auch am Auto schon nach und nach verrotten. Ziel ist es ja, ein sehr haltbares Material zu produzieren. Aber: Hat die Karosserie ausgedient, lässt sich daraus bei der Verbrennung Energie erzeugen. Und wenn wir mit biobasierten Harzen arbeiten, ist das sogar eine CO2-neutrale Form der Energieerzeugung. Biowerkstoffe haben also einen doppelten Nutzen.
Und was kommt als Nächstes?
Neben weiteren flächigen Teilen wie Türen und Motorhaube werden wir dreidimensionale Bauteile, zum Beispiel Spiegelgehäuse oder Teile des Armaturenbretts, aus Biokunststoffen herstellen. Dafür benötigen wir ganz andere biobasierte Werkstoffe, als für die Karosserie. Und auch in diesem Bereich wollen wir es in punkto Qualität, Haltbarkeit und Kosten mit vergleichbaren Materialien aus Erdöl aufnehmen.