Am 3. August stand der vierte Lauf der Nürburgring-Langstreckenserie auf der Motorsport-Agenda von Musiker Smudo und seinem Reutlinger Rennstall Four Motors. Trotz eines Unfalls am Vorabend der Veranstaltung entschieden sich die Verantwortlichen, das geplante sechsstündige Rennen regulär am Samstag um 12 Uhr zu starten. Bereits 20 Minuten nach Rennstart folgte ein vorläufiger Rennabbruch aufgrund von Starkregen, bevor die Veranstaltung um 14 Uhr neu gestartet und über die neue Distanz von vier Stunden zu Ende gefahren werden konnte.
Am Freitag, den 2. August, liefen die Vorbereitung für NLS4 in der Boxengasse auf Hochtouren. Plötzlich, gegen 18 Uhr, ließ ein Knall am Ende der Boxengasse das Fahrerlager erbeben. Eine Druckluftflasche war explodiert – 22 Menschen wurden verletzt, mehrere davon schwer. Nach mehrstündigen Untersuchungen durch die Polizei wurde das Nürburgring Fahrerlager wieder freigegeben und die Verantwortlichen entschieden, das Rennen regulär zu starten.
„Der Unfall hat uns alle erschüttert und natürlich waren wir auch am Samstag in Gedanken bei den Betroffenen. Glücklicherweise sind unsere Teammitglieder wohlauf und wir bedanken uns für die vielen diesbezüglichen Nachfragen“, sagt Tom von Löwis, Teamchef und Inhaber von Four Motors.
Smudo und sein Team Four Motors, das traditionell seit über 20 Jahren in der Klasse Alternative Treibstoffe (AT) antritt, waren mit zwei seiner Bioconcept-Cars am Start: dem Porsche 911 GT3 Cup (Typ 992) mit der Startnummer 320, auf dem Smudo (Hamburg) mit Michelle Halder (Meßkirch), Hendrik Bollerslev (Viborg, DK) und Matthias Beckwermert (Emsdetten) ins Steuer griffen, und dem 718 Porsche Cayman GT4 Clubsport mit der Startnummer 633, der besetzt war mit Oliver Sprungmann (Dorsten), Marc Schöni (Neuhausen, CH), Karl Planz (Schorndorf) und Henning Cramer (Delbrück).
Das Rennen
Pünktlich um 12 Uhr sprangen die Ampeln auf Grün. In der Boxengasse war es trocken, sodass die Teams sich für Slicks entschieden. Doch nach wenigen Minuten setzte Starkregen ein; mehrere Fahrer rund um die Nordschleife verloren durch Aquaplaning die Kontrolle. Darunter sechs der GT3-Führungsfahrzeuge, die auf nasser Fahrbahn ineinander geschleudert wurden. Der Massenunfall führte zu einer Rennunterbrechung. Michelle Halder und Karl Pflanz retteten die Four Motors Bioconcept-Cars sicher in die Box. Erst um 14 Uhr wurde die Strecke wieder freigegeben und das Rennen komplett neu gestartet. Als Führende in der zweiten Startgruppe setzte sich Michelle Halder beim Re-Start durch und pilotierte den Cup-Porsche gemeinsam mit den anderen Teamkollegen souverän zum AT-Klassensieg und auf einen hervorragenden 23. Gesamtplatz. Der Cayman wurde AT-Dritter und sicherte sich einen guten 40. Platz im Gesamtklassement.
Promi-Zuwachs in der Klasse der Alternativen Treibstoffe
Insgesamt gingen in der AT-Klasse fünf Fahrzeuge an den Start. Neben den zwei Bioconcept-Porsche von Four Motors, setzte Max Kruse Racing, die seit dieser Saison ebenfalls in der AT-Klasse antreten, drei VW Golf GTI ein. Erstmals griff auch Namensgeber und Mitinhaber Max Kruse selbst ins Steuer, um die ersten Rennrunden für sein Nordschleifen Permit A zu sammeln. „Endlich!“, freute sich Smudo über den ersten Einsatz des Fußballers. „Es war schon ein starkes Statement von Volkswagen, ihr Werksteam Max Kruse Racing diese Saison bei uns in der Klasse Alternative Treibstoffe einzusetzen. Bei NLS4 gegen Max Kruse selbst zu fahren, ist noch ein zusätzliches Highlight. Ich wünsche ihm von Herzen viel Erfolg für seine ersten Permitrunden und vor allem viel Spaß.“
Betrieben werden alle fünf Fahrzeuge in der AT-Klasse von einem nachhaltigen E20+-Treibstoff aus 20 % Reststoff-Ethanol sowie weiteren 20 % biogenen Reststoffen, der im Vergleich zu einem herkömmlichen Super Plus über 40 % CO₂ einspart. Four Motors setzt in seinen Bioconcept-Cars zudem auf weitere nachhaltige Technologien wie Recycling-Öle, Felgen aus Recycling-Aluminium und Leichtbauteile aus Naturfaserverbundwerkstoffen statt Carbon.
Zitate:
Tom von Löwis, Teamchef: “Das Rennen wurde regulär gestartet, aber bereits nach wenigen Minuten wegen plötzlichem Startregen wieder unterbrochen und letztlich auf 4 Stunden reduziert. Unser Team hat auch unter den schwierigen Bedingungen einen super Job gemacht und wir sind mit dem Ergebnis mehr als zufrieden. Danke an die Fahrer, die Crew und unseren Technikpartner Black Falcon, dem wir von Herzen zum zweiten Platz gesamt gratulieren. Insgesamt haben Black Falcon und wir trotz der Unwegsamkeiten alle sieben Autos sicher und mit richtig guten Platzierungen ins Ziel gebracht. Well done to all.“
Smudo, 911 GT3 Cup: “Die Strecke war super. Das Auto ist top. Das Team hat einen Hammerjob gemacht, wie man so schon sagt. Gemessen an den Umständen mit dem Unfall gestern, ist war es nicht einfach. Trotzdem finde ich ist es gut, dass wir alle zu der Möglichkeit gegriffen haben, gemeinsam ein Rennwochenende zu verbringen. Und das Rennen selbst war geil.”
Michelle Halder, 911 GT3 Cup: “Ich durfte den Start fahren. Das war für mich sehr, sehr cool – vor allem in der zweiten Startgruppe auf der Pole Position den Start und die Geschwindigkeit anzugeben. Die erste Runde war sehr turbulent. Wir waren mit Slicks unterwegs und von jetzt auf gleich kam sehr viel Regen. Das war wie eine Wand, gegen die wir gefahren sind, alles war voller Regen. Das Aquaplaning hat an unterschiedlichen Stellen zu mehreren Unfällen geführt, auch mit Massenkarambolagen. Dadurch musste das Rennen unterbrochen werden. Das Rennen wurde um 14 Uhr wieder gestartet und wir standen zu dem Zeitpunkt ein bisschen zwischen den Stühlen: Nehmen wir die Slicks oder doch die Regenreifen, weil die Sonne wieder rausgekommen ist, aber die Strecke war teilweise noch nass. Wir haben uns dann für Slicks entschieden. Ich hatte einen guten Start, konnte mich gleich durchsetzen, einen guten Abstand nach hinten rausfahren und war schnell unterwegs. Ich hab mich sehr wohl gefühlt im Auto. Vielen Dank auch an das Team für das tolle Auto. Und jetzt mit einem Klassensieg nach Hause zu gehen, ist natürlich super für mich.”
Matthias Beckwermert, 911 GT3 Cup: “Für mich war es sensationell, überhaupt kurzfristig die Chance und das Vertrauen geschenkt zu bekommen, für Tom als Ersatz einzuspringen. Und eine besondere Ehre war es dann, das Auto ins Ziel zu fahren, den letzten Stint fahren zu dürfen, vor toller Kulisse und bei tollen Wetterbedingungen. Ich bin absolut beeindruckt von dem Auto. Das ist das Schnellste, was ich jemals hier gefahren bin auf der Strecke. Insofern war es für mich ein schöner Ausflug vom GT4 auf den GT3 aufzusteigen. Ich hab Blut geleckt und jetzt steht es in den Sternen, ob das vielleicht ein zweites Mal passieren könnte, oder vielleicht noch öfter.”
Marc Schöni, Cayman GT4 Clubsport: “Nach dem tragischen Zwischenfall am Freitag war lange unklar, ob wir am Samstag das Rennen überhaupt bestreiten würden. Ich persönlich fand die Entscheidung der Rennleitung gut, das Rennen durchzuführen und es den Teams zu überlassen, ob sie starten wollen. Nach dem turbulenten Rennstart, inklusive roter Flagge, bin ich auf unserem Auto den dritten Stint gefahren, der richtig Spaß gemacht hat und frei von jeglichen Code 60 war. In einer stark besetzten AT-Klasse haben wir schließlich P3 eingefahren. Für mich überwiegt die Freude und es bleibt die Vorfreude auf unseren nächsten – und leider auch schon wieder letzten – NLS-Lauf des Jahres Mitte Oktober!”