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Smudo und sein Rennteam: 20 Jahre grüne Technologie und eine klare Botschaft für die Zukunft

20 Jahre und kein bisschen leise: So könnte man Four Motors rund um Teamchef Tom von Löwis und Rapper Smudo beschreiben. Denn das Team aus Reutlingen hat sich in den letzten zwei Jahrzehnten seit seiner Gründung 2003 vor allem durch die Entwicklung von nachhaltigen Komponenten im Motorsport einen Namen gemacht. Getestet und gefahren werden diese Komponenten in der Klasse der Alternativen Treibstoffe bei der Nürburgring Langstrecken Serie (NLS). 

Die Entwicklung und Tests der nachhaltigen und alternativen Technologien auf der Rennstrecke sind ein wichtiger Teil der DNA von Four Motors. Doch für das Team rund um Rapper Smudo und Teamchef Tom von Löwis ist es fast noch wichtiger, diese Technologien mit Hilfe des Motorsports einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Dabei scheuen sich beide auch nicht, schon mal lauter zu werden. So sagt Smudo deutlich: „Motorsport, wie er heute noch betrieben wird, kann so nicht weitergehen. Es muss unbedingt gelingen, den CO2-Fussabdruck weitestgehend zu reduzieren. Bei Four Motors zeigen wir seit 20 Jahren, dass ein Auto mit CO2-reduzierenden Technologien genauso gut läuft, wie eines mit herkömmlichen. Aber wir sind in der Nürburgring Langstrecken Serie und beim 24h-Rennen fast die einzigen in der AT-Klasse. Das ist absolut unbegreiflich und muss sich ändern. Denn die Technologien, die wir in unseren Fahrzeugen erproben, könnten schon morgen für Straßenfahrzeuge und damit für den Endverbraucher verfügbar sein, ohne dass die Autos dadurch erheblich teurer werden würden.“

Meilensteine der Entwicklung

Doch welche nachhaltigen Entwicklungen gab es bei Four Motors in den letzten zwei Jahrzehnten? Ein Überblick der wichtigsten technischen Meilensteine, die in enger Kooperation mit vielen Partnern entstanden und auf der Rennstrecke getestet werden konnten:

2003 – 2009: Anfänge und Einsatz von ersten nachhaltigen Technologien

2003 gründet Tom von Löwis die Four Motors GmbH. Das erste Auto, das er bei der Deutschen Langstreckenmeisterschaft, VLN, und dem internationalen 24h-Rennen am Nürburgring mit Fahrer Smudo einsetzt, ist der „fantastische Flowerpower Bio-Beetle“. Er fährt mit einem 100-prozentigen Biodiesel-Kraftstoff, B100 mehrere Siege in der Klasse „Alternative Treibstoffe“ ein und ist damit das erste alternative Rennauto, das gegen die Mineralölkonkurrenz gewinnt.

2006 schickt Four Motors mit seinem „Bio-Mustang“ das weltweit erste Fahrzeug mit einer Karosserie aus nachwachsenden Rohstoffen an den Start. Das Bioconcept-Car wird zudem mit Bio-Diesel angetrieben.

2009 fährt Smudos Team einen Renault Mégane RS Trophy, dessen Karosserie durch Biofaserbauteile der dritten Generation ersetzt wird. Der genutzte Diesel ist ein B30-Mix aus 30 % Bio- und 70 % fossilem Diesel.

2011 – 2019: Leichtbau-Karosserie, E20 Hochleistungskraftstoff und vieles mehr

2011 bringt Four Motors die dritte Generation der Bioconcept-Cars ins Rennen: der VW Scirocco 2.0 TDI @ Four Motors

2011 kommt die dritte Generation des Bioconcept-Cars, der VW Scirocco 2.0 TDI. Er verfügt über eine Leichtbau-Karosserie aus einem mit Naturfasern verstärkten Duromer. Weitere Bauteile im Innen- und Motorraum sowie im Interieur sind aus biobasierten Kunststoffen gefertigt. Der extrem effiziente TDI-Motor wird mit einem neuartigen, besonders schadstoffarmen Biodiesel auf Basis von Rapsöl betrieben.

2016 wird im Porsche Cayman GT4 Clubsport 981 erstmals ein re-raffiniertes Motoröl eingesetzt, wodurch im Vergleich zu gängigen Schmierstoffen aus Rohöl 80 % CO2 eingespart werden kann. Angetrieben wird der Bio-Bolide mit einem E20-Hochleistungskraftstoff. Dem herkömmlichen Otto-Kraftstoff wird 20 % Bioethanol aus nachhaltigem Anbau zugesetzt. Die Ethanol-Beimischung sorgt für bis zu 70 % weniger CO2 und 60 % weniger Feinstaub.

2017 setzt Four Motors Leichtbauteile aus Biofaserverbünden ein, die für Partner Porsche auf Serientauglichkeit getestet werden.

2018 bringt Four Motors erstmals in ihrer Geschichte ein Drei-Wagen-Team an den Start. Beim 24h-Rennen fährt der GT3 erstmals mit einer Tür aus Biofaserverbünden; die als erstes Bio-Leichtbauteil in einem maschinellen Verfahren produziert wurde, mit dem eine künftige Serienproduktion möglich sein könnte.

2019 feiert der Nachfolger des erfolgreichen Porsche Cayman GT4 Clubsport 981 am 3. Januar 2019 im Rahmen der Testfahrten „Roar before Daytona“ seine Weltpremiere. Der 718 Cayman GT 4 Clubsport setzt als erstes in Serie gefertigtes Rennfahrzeug auf nachhaltig hergestellte Karosserieteile: Türen und Heckflügel sind aus dem Bio-Verbundfaserwerkstoff gefertigt, der zuvor im Bioconcept-Car auf Serientauglichkeit getestet wurde.

2021 – 2023: Re-raffiniertes Getriebeöl und erste CO₂-neutrale Felge

2021 fahren die Bioconcept-Cars zusätzlich zum Motoröl jetzt auch mit einem re-raffinierten Getriebeöl. Zudem setzt das Team die weltweit erste CO2 -neutrale Felge ein. Ab September wird im 718 Cayman GT4 zudem auch ein Interieur aus Biofaserverbundwerkstoffen verbaut.

2022, pünktlich zum zwanzigsten 24h-Rennen für Four Motors, setzt das Team einen neuen High-Performance-Kraftstoff ein. Über 40 % biogene Anteile aus Reststoffen, 20 % Ethanol und 20 % weitere biogene Anteile, z.B. aus der holzverarbeitenden Industrie, sorgen für knapp 30 % CO2-Ersparnis.

2023 startet Four Motors erstmalig mit einer neu entwickelten CO₂-reduzierten Racing-Felge mit 70% Recycling-Anteil und speziell auf die Anforderungen des Motorsports angepasst. Zudem bringt das Team eine neue alternative Kraftstoffformulierung an den Start, die einen erneuerbaren Anteil von 60 % enthält und rund 40 % CO2 einspart. Die Teamkleidung ist aus Biobaumwolle und Recycling-Polyester hergestellt.

Smudo und Team-Chef Tom von Löwis 2023 nach 20 Jahren Kooperation @Four Motors/ElfImages

Die klare Botschaft für die Zukunft

Tom von Löwis hat zum Ende des Four Motors Jubiläumsjahrs noch eine klare Botschaft: „Anlässlich der aktuellen Debatten um E-Mobilität, E-Fuels, etc. möchten wir wieder einmal mehr Anstöße geben, über den Tellerrand zu schauen. Wer sich nur auf eine, scheinbar perfekte, Lösung konzentriert, läuft Gefahr, in einer Sackgasse zu landen. Klimaschutz ist ein Weg mit vielen Möglichkeiten, die nicht sofort komplett klimaneutral sein müssen und können. Es gibt viele nachhaltige Technologien, mit denen man  schon jetzt erheblich CO2 und Feinstaub sparen kann, bei voller Leistung. Das können Beimischungen, Recyclinglösungen, Bio-Alternativen und vieles mehr sein – auch in Kombination miteinander. Wir sagen: Von 0 auf 100 ist kurzfristig unrealistisch. Aber Schritt für Schritt mit kreativen Innovationen umweltbewusster zu handeln, indem man offen ist für die Vielfalt an Technologien, genau hinzuschaut und die Zeit sinnvoll mit Brückentechnologien nutzt, das ist nicht nur realistisch, sondern notwendig.“

Wie gewohnt berichten wir dann wieder bei Instagram und Facebook über die Action auf und neben der Strecke.